Morgens früh um 3 Uhr waren wir schon wieder auf dem Schiffe und fuhren wieder weiter, um die Fahrt um so schneller zu Enden zu bringen, so ruderten wir abwechselnd und flog das kleine Fahrzeug schnell durch die Wogen hin. Es befand sich aber auch ein Glasergeselle auf dem Schiffe, dieser war ein Jude und wollte durchaus nicht rudern; Ich forderte Ihn mit vollem Ernste auf dazu und da er nicht daran wollte, so packte ich ihn; zum einen Spaß zu machen um die Mitte und hielt ihn über das Schiffchen hinaus.  
Aber das Schreien des Juden war ohne Gränzen: O Wehe. Gott Erbarme sich, laßt mich doch nicht fallen, ich will gerne arbeiten, alle übrigen aber lachten über diesen Auftrit, weil der faule Jude in der Eile zu einem arbeitsamen Menschen umgewandelt war.

Am 2 ten Tage wollten wir Komarn erreichen, aber die Nacht überfiel uns und wir konnten auch kein Dorf erreichen, denn es wurde sehr finster und fing an zu Regnen, wir waren nun gezwungen, unter Freiem Himmel die Tageshelle zu erwarten und so kamen (wir) am 17 Juli fünf Morgens in Komarn an. Wir konnten daher nur einen halben (Tag) in der Stadt verweilen.   

Die Stadt an sich ist an Größe und Schönheit eben nicht so bedeutend, aber die Festung ist Weltberühmt und unüber- wendlich. Gegen Mittag Fuhren wir wieder ab und kamen gegen Abend nach Gran. Allein dort kaum angekommen erhob sich ein Wind und wir mußten ein paar Stunden dort verweilen, in diesem Städchen ist der Wohnsitz des Prinzen und ein prachtvoller Tempel, zwar noch nicht ganz vollendet, steht auf einem Hohen Berg welcher gleichsamm mit Festungswerken umgeben von dessen Höhe mann eine majestädtische Aussicht genießt.  

Gegen Abend wurde der Wind ruhig und die Wellen der Donau verschwanden, ich hatte mich indessen auf meinen Spazier- gängen verweilt und als ich wieder an die Donau kam, war das Schiffchen schon verschwunden. Ich war nun in großer Verlegenheit, mein Felleisen hatten meine Reißgefährten in dem Wirthshause wo wir einkehrten, zurückgelassen, aber einen Regenschirm, ein Saktuch und ein wenig Broviant hatte ich noch auf dem Kahn.

Was nun anfangen unter ganz fremder Nation, der Wege und Straßen unbekannt, ganz mir selbst überlassen, besann ich mich nun was ich anfangen wolle, da ja die Sonne schon bereits untergegangen war.

In diesem Augenblicke traf ich ein paar Landsleute, an denen auch das nemliche Schicksal begegnet war. Einer war ein Färber, der andere ein Fleischhakers- Geselle. Wir entschlossen uns nun samentlich nach Pest zu reisen und als wir von Gran fortgiengen, war die Natur mit nächtlichem Dunkel umhüllt und bis um Mitternacht kamen wir in ein Bauerndorf.

Da kehrten wir bey dem ein und nach dem wir ein paar halbe Wein und ein Brod genossen hatten, gingen wir wieder weiter. Marschierten die ganze Nacht hindurch und kamen bis Morgens ungefähr 7 Uhr nach Alt-Ofen, dann in die gleich angränzende Hauptstadt Ofen-Buda und endlich in die gleich gegenüber der Donau liegenden Stadt Pesth.

E bien Du Pesthen!    

Mein erstes Geschäft war nun, den Kahn zu sehen, fand ihn gleich und auch den Schiffmann, welcher mir bereitwillig meine auf dem Kahn zurückgelassenen Sachen wieder anheim stellte. Nun begab ich mich auf die Herberge, sie war schon eine lange reihe von Jahren beim Grüne Baum in der 

Wagner-Gasse, den andern Tag um Arbeit einzuschaun, zuerst gieng ich in die Josephs-Stadt in die Werkstädte des J. Georg Schrempf in der Martinsgasse. Die in dieser Werkstadt arbeitenten Gesellen sagten mir auch gleich, das es Arbeit gebe in der Werkstätte des Hafner-Meisters J. Nothof in der Theresien-Stadt Haus No 20 in der Joagatzina(?)-Gasse.

Als dann gieng ich in die mir gesagte Werkstädte, bekam Arbeit am 20 Juni 1844. Es war nur ein Geselle in der Werkstadt und auch dieser wurde nach 5 Tagen wegen ungebührlichen Betragens fortgeschickt, und nun war ich ganz allein. Aber bald darauf wurden wieder 2 Gesellen eingestellt, von denen der Eine ein Verheurathetter mit Namen Jesseskic Daniel, der andere war ein gebohrener Ungar aus Pesth, da aber seine beiden Ältern schon früh gestorben waren, so wurde er von seinem Vetter in Steiermark erzogen, er hieß Franz Pöltl. Nun waren wir nun 3 und nach kurzer Zeit wurde auch noch ein vierter eingestellt. Ich stand als zweiter Scheibengesell ein und auch auf Ofenarbeit, aber es dauerte nicht lange, so kam ich auf den ersten Platz. Dieses gereichte mir zwar zur Ehre und Verbesserung meines Verdienstes, aber auch schwerere Arbeit und mehr Sorgen mußte ich übernehmen. Alle Wochen wurde einmahl gebrannt und auch dies war mein Geschäft. Dafür wurde ich auch besonders bezahlt. Mein wöchentlicher Verdienst belief sich auf 3 Gulden, 3 Schilling 30 Kreuzer.

Ich fühlte mich in Pesth wirklich glücklich, in der Werkstadt wurde schöne Arbeit gemacht und dann an den Sonntagen war ja an Vergnügungsörter aller Art gar kein Mangel. Vorzüglich gab es an dem Donauufer immer etwas zu sehen, den die Schiffahrt ist sehr bedeutend.

 

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