In der Nähe ist Hofers Denkmal.

Von Innsbruck nach Brixen ist eine ganz neue Straße erbaut, welche zwar etwas weiter zum fahren, um so bequämer zum Fahren ist, es ist sehr gebirgig, es fährt auch über den hohen Brennerberg.

Inzwischen liegen die Märkte Mattre(?), Steinach und Sterzing. Ein paar Stunden von Brixen liegt die ganz neu erbaute Franzens-Feste. Ich hatte große Lust, die Festungswerke auch von innen zu sehen. Aber da ich um die Erlaubnis fragte, so wurde ich gefragt, was ich für ein Landsmann sei, als ich: ein Bayer antwortete, hies es, kein Bayer und kein Franzhos darf nicht herein. Ich gieng mein Weg weiter und kam nach Brixen. Diese Stadt liegt ganz zwischen dem Gebirg die seite der Gebirge, die nach Mittag oder Süden blikt sind voll schöne Weinberge die Nördliche aber theils mit Waldungen, theils aber auch Nackte Felsen. Am 24 November 1843. Ich Reißte weiter und zwar: anstadt meine Reißeroute gerade fort zu setzen, wie ichs mir vorgenommen hatte, nach Botzen Triest, Padua, u.s.w.: nach Osten Brauneken(?), Lienz, Darnburg, Keschach und Villach. Diese Reiße konnte ich eben nichts gar angenehmes zumessen, den es war das Ende des Monats November eine rauhe Jahreszeit, bald war der Weg sehr schmutzig, bald mußte ich tiefen Schnee tretten, übrigens ist es eine ununterbrochene Gebirgskette. Von Brixen bis Brauneken geht eine bereits neue Straße, welche im Jahre 1834 Fahrbar wurde. Auch das Dorf Bleiberg wegen Bleibergwerken und Bleischmelz- werken berühmt ist, über eine Stunde lang. Daselbst wohnen über 500 Berksleute.

Am 5 Dezember 1843 kam ich in Klagenfurt an und verweilte daselbst 2 Tag um die Merkwürdigkeiten dieser Stadt zu besehen. Diese sind: Kaiserliche Burg, der Kanal nach dem Werther (?), der große Lindwurm, die Residenz, in der Nähe der berühmte marmorne Fürstenstuhl, auf welchem im Jahr 1414 dem letzten Herzog von Kärnten gehuldigt wurde; 2 Stunden davon die Propstei Mariensaal. Diese Kirche gleicht einer Festung welche einmahl von einem ungläubigen feindlichem Militär drei Tage lang mit Steinernen Kugeln beschossen wurde, aber nicht eingenommen werden konnte, zum Andenken kann man eine dieser Kugeln heut zu Tag noch sehen. Von da reißte ich nach St. Veit und dann nach Friesach. Diese letztere Stadt soll einen der ältesten Städten in Kärnthen sein. Sie wurde von 2 Männern aus Frieß(-land?) und Sachsen erbaut und wurde seit ihrem Bestehen durch Krieg und  Feuer schon 16 mal verheeret.

Als dann kam ich über die Städte Neumark, Anzmark(?), Judenburg, Knittelfeld, Leoben, Bruck an der Mur(r) und am 14 Dezember nach Mürzzuschlag, allwo ich in der Werkstädte des Hafner- Meisters Peter Weichhard bis zum 4 März 1844 arbeitete.

Mürzzuschlag ligt im tiefen Thale an der Mürz, welche oft bei großen anhaltenden Regenwasser oder, wenn der Schnee schmilzt, aus ihren Ufern trit und Überschwemmungen anrichtet.

Das Thal ist kaum eine halbe Stunde breit, die Gegend ist zwar fruchtbar aber doch etwas Rauh. Das Gebirg ist theils mit Waldungen bedekt, zum Theil ebenso auch unfruchtbar.

Der Winter des Jahres 1844, wohl sehr strenge, besonders hatte es sehr viel Schnee, man berechnete denselben, wenn hier überall gleich lege auf 6 Fuß tief, überdies hat es sehr viel geweht den ganzen Monat Jänner 1845 hindurch, hatten 100 Personen mit Schneeschaufeln Beschäftigung die Schneemaschinen / Schneeschlitten wurden täglich mit 16 Pferden auf den Berg Sömmering geführt, welche nahe an dem Markte ist. Auf dem Berge Sömmering steht ein Gasthaus mit dem Namen „Zum Erzherzog Johann“.

Am 5. März setzte ich meine Reiseruthe weiter über den großen Berg Semmering nach Schottwien(?), Glöggnitz, von da aus gieng schon die Eisenbahn nach Wien.
Ich machte meine Reise zu Fuß und kam auf ein eine halbe Stunde von der Haubt-Straße gelegenes Dorf Namens Bothschach. Daselbst war ein Meister, welcher nothwendig einen Gesellen brauchte, ich war durchaus nicht Willens zu Arbeiten, aber doch auf sein dringendes Ansuchen half ich Ihm 14 Tage aus und gieng dann über Neunkirchen nach Wiener Neustadt. Diese Stadt ist am 8. Sept. 1836 durch Unvorsichtigkeit eines Knechtes, welcher in einer 1/2 Stunde entlegenen Scheune Heu holte, gänzlich in  Asche gelegt worden. Bauden mit einem K.K. Schloß, dieses war wohl die schönste Gegend die ich je gesehen habe. Das Thal ist ziemlich breit und die Ostseite des Gebirges ist von den vortreflichsten Weinbergen. In dieser Gegend nahm ich meistens bei den Bauern Einkehr, Hauer genannt. Da trank ich die Maaß Wein um 20 Kreuzer w.w. 10 Kreuzer bayrisches Geld.

So reißte ich immer von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, bis ich endlich den Stephans-Thurm von der lang ersehnten Wiener Stadt erblickte.
 / Seite 1 / Seite 2 /  vorherige Seite /   Seite 4  /  nächste Seite  /  Seite 6 / Seite 7 / Seite 8 / Seite 9Transkript als pdf

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

zurück zur Gundelfingen-Seite

zurück zur Markt Wald-Seite

zur Andorama- Homepage
  

zur Doersam Homepage