Das soll, daß muß er, wenn Er mich nochmahl eines Diebstahls beschuldigt. Ich lies Ihn loß, nun verlangte er mein Geld zu sehen. Du sollst es nicht sehen, aber dem Herrn Vatter will ich zeigen, das ich Geld habe. Ich zog meinen ledernen Beutel heraus und zeigte sechs Kronenthaler und zwölf Guldenstücke vor. Der Haus-Vatter staunte, nicht wahr, ich habe noch mehr Geld, als dem Alten gestohlen wurde? Da wird das meinige wohl auch in deinen Beutel gerugelt sein, sagte der Alte wieder. Schnell zog ich den ledernen Beutel zu und versetzte ihm eine mit dem gefüllten Beutel auf die Nase, das er zurück taumelte und der rothe Saft hervorquoll.

Nachdem er sich wieder erhollt hatte gieng er auf die Polizey um uns beyde einführen zu lassen.

Ich schafte indes ein paar Tassen Kafee an und als wir eben frühstükten, kam der Alte mit zwey Genndarm zur Thüre herein, ich lachte über diesen Auftrit. Der Herr Vatter kam mit reden zuvor welche uns aus der Verlegenheit helfen sollten.

Der Brigad sagte zu dem Alten ob er sein Geld nicht verlohren oder vertrunken hätte, oder ob er nicht etwa gar bey einer schlechten Person gewesen wäre, mir scheint, sie haben gar nie 4 Gulden Geld gehabt, führt ihn auf die Polizey sagte er zu seinem Kammeraden, der ihn sogleich fortführte. Aber was soll mit uns geschehen, Herr Brigad? fragte ich; Sie können hingehen wo sie wollen, antwortete er mir. So ward nun der Ankläger selbst in Arest gesetzt.

Am 2 Oktober machte ich mich wieder auf und reißte weiter nach Aibling von da nach Rosenheim - Traunstein und kam am 6 Oktober Abends nach Reichenhall.

Nun war ich an der Gränze meines Vatterlands, ich gieng am 7 Oktober 1843 über die Gränze nach Tirol und sagte meinem Vatterland ein Lebewohl.


Das Vatterland
Die Heimath ist, wo wir das Licht erblickt, des Kindes Blik, der Eltern Herz entzückt, den Säugling Liebesarm' umfingen: 
Der Knabe ward 
mit sicherer Hand geführt, 
der Tugend Lehre hat sein Herz gerührt, drum wird ihm Gutes auch gelingen.
Das Vaterland gab seiner Jugend Schutz, der Jüngling bietet dann dem Feinde Trutz. Er liebt des Vaterlandes Auen. 
Zu seiner Ehre bildet er sich aus. 
Verläßt der Eltern 
sorgsam schützend Haus, 
der Fremde Gutes zu erschauen. 
Er wandert muthig in die Fremde hin 
zu seinem und des Vaterlands Gewinn. 
Er sucht des Vaterlands Gedeihen. 
Der ist des Vaterlands ächter Sohn, 
der für der Bürger Glück, 
des Herschers Thron, 
stets eifrig ist sein Blut zu weihn. 
Dem Vaterlande weihe Deine Kraft. 
Und das dein Geist 
stets nützliches erschaft, 
Soll Dich die Kunst zum höheren führen, drum wandre muthig 
fort ins Fremde Land;  
Dort bietet fremdes Wissen Dir die Hand, um einst Dein Vaterland zu zieren. 
Die Heimat kann allein Dich nicht erhöh'n, Du mußt auch Neues in der Fremde sehn. Und dies mit offenem Geiste erfassen, 
Du wanderst fort 
zu Deinem eigenen Glück. 
Schau um Dich her 
mit unumwölkten Blik; 
Solst Gutes lieben, Böses hassen. 
Doch Jüngling! 
nie Vergiß Dein Vaterland, 
das Dich mit Liebesketten eng umwand, Ein frohes Dasein Dir gegeben; 
wo Du genossen Deiner Jugend Glück, 
da wende hin 
des Mannes-Sehnsuchts-Blik; 
dem Vaterlande weih Dein Streben.

Gott leite Dich auf Deinem ersten Gang; geh froh und glücklich;
sey nicht trüb und bang.
Du wirst die Wanderung herrlich enden. Das 
Vaterland hofft auch von Dir Gewinn, drum walle fröhlich Deine Bahn dahin. Und Gott wird Alles glücklich wenden.

 Die Reise durch Tirol.
Es war der 7. Oktober Abends 5 Uhr als ich zum ersten (Mal) den Boden eines fremden Landes betrat, am 8. kam ich nach Lofer und lies mir von da aus nach Kufstein visieren und kam am 10. nach Kufstein. Da besah ich die Stadt mit der Festung, die hoch auf dem Berge ligt, und gieng dann wieder weiter über Wörgl nach Rattenberg. Ich bekam Arbeit bei dem Werkführer Alois Eliskases in Schweinanger, ungefähr eine kleine Viertelstunde auser der Stadt Rattenberg. Alda arbeitete ich 6 Wochen theils auf Scheiben- theils auf Ofenarbeit, und kam auch in das gräfliche Schloß Innbach zum Ofensetzen, und da hatte ich die erwünschte Gelegenheit, die Eisen- schmelzwerke zu besehen die sich dort befinden. 
Ein kleine Stunde von Rattenburg ligt das Dorf Brixlegg, da waren ehmals die größten und reichsten Gold- Silber und Eisenbergwerke.

Am 20. November 1843 gieng ich wieder weiter und kam am nemlichen Tag noch nach Schwaz, ein sehr schöner Markt, welcher zur Kriegszeit von den Bayern gänzlich in Asche gelegt wurde. Von da kam ich nach Hall, eine nicht unbedeuttende Stadt am Inn mit zwey Salzsalinen auch der nahe liegende Salzberg, da ist auch ein Taubstumen- Intstidut für Tirol und Voradelberg.

Am 22 und 23 hielt mich in Innsbruck auf und besah die Merkwürdigkeiten dieser Stadt;  

Merkwürdig sind: die Kettenbrücke über den Inn, die Hofkirche mit dem Monument Maximilians von 28 Standbildern aus Erz gegossen, und von 24 weismarmornen Bas-Reliefs umgeben, die Kolegial-Kapelle mit Altar dem Orte, wo Kaiser Franz der I. seinem Sohn Joseph dem II. im Jahre 1765 todt in die Arme fiel, der Rittersaal und die Gemälde-Galeri, das Schatzgewölbe, das goldene Dach, welches vom Herzog Friedrich I. erbaut ist, das ist auf einer Ecke der Hofkamer.
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