Einige Charakterzüge der Unterschönmattenwager

Pfarrgemeinde gegen ihren Pfarrer

Breuning, Pfarrer:

In der hiesigen Gemeinde giebt es schlechte Menschen,

gegen ihren Pfarrer denken und handeln sie schlecht, sie sind

neidig, mißgünstig, mißtrauisch, lauern auf alle Schritt'

u. Tritte. Im Jahre 1820 warf mir einer mit einem

schweren Stein Nachts das Fenster meines Schlafzimmers ein,

der mich im Bett hätte töden können. Die Nacht darauf

sollte wieder ein Stein das Fenster des Wohnzimmers

einschlagen, allein er fuhr ins Zimmer, da das Fenster

Nachts gerade offen war.

1822 haben sie mir eine Viehreite und eine Leiter

Nachts gestohlen.

1822 den 14ten März haben sie Nachts die äußere Haus=

thür, u. die steinerne Treppe mit s. v. Menschenkoth die

Thür u. die Einfassung derselben, u. die Wand, ver=

unreinigt. Im Verdacht hatte ich eine Hure von

hier, familiam periculosam cum hac matrice cognitam.

Gefährliche Menschen, die mir viel Verdruß u. Arbeit

machen, sind: Joseph Beutel alt, u. dessen raçe, Georg

Bergold, Wirth u. Quacksalber, ein gefährlicher Mensch.

Leonh. Bergold, Gerichtsmann genannt, Demagogicus, u.

Aufreitzer der Gemeinde. Galm, ein Maurer, ein

Unmensch, Gottesverächter u. Läugner. D. Holzwart, ein

Convertit, u. dessen Frau = böse Menschen - lauter

Proceßkrämer, die, wenn ihnen die zerlumpte Hosen vom

Hintern fällt, das Geld eher zum Advokaten tragen,

als sich neue Bekleidung ankaufen!

Im Anfange, wenn man die Menschen nicht kennt, er=

regen sie Mitleid, u. man muß sie bedauern: nur dann

lernt man sie verachten, wenn man sie recht kennt.

Jeden künftigen Pfarrer, der seine Pflicht thut, be=

daure ich, wenn er hier zu seyn das Unglück hat. Der

Pfarrer, der die hiesige theilweis verwilderte Gemeinde=

glieder nicht ziehen will, der es gehen läßt, wie es

geht, der ist angenehm, besonders, wenn er sich von

den Bauern imponiren läßt.

Auch haben sie mir junge Bäume, die ich gepflanzt,

zerstreut u. verdorben.

Am 10 ten Octob: 1823 Morgens frühe zwischen 2 und 3 Uhr wurden zwei

Kugeln aus einem Flintenlauf durch zugemacht gewesenen Laden und

Fenster in meinem Schlafzimmer in der Richtung gegen das Bett,

worin ich schlief, geschossen. Ueber zwei verdächtige Men=

schen wurde vom Landgericht in Hirschhorn [...........]  Crimi=

naluntersuchung gepflogen.

In diesem Zustande ist mir dieses Buch, die Blätter herausge=

schnitten am 10 ten November 1843 als ich Besitz von

der Pfarrei nahm, von dem Herrn Kanonikus

Fink der eine Zeitlang Pfarrverwalter soll

gewesen sein übersendet worden

Für die Richtigkeit

Johann Baptist Steglitz, Pfarrer

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